Die Fußballdamen des TV 1868 sind erfolgreich wie nie – Zwölf neue Spielerinnen in dieser Saison
Trainiert wird professionell: Zwei Mal pro Woche treffen sich die Fußballdamen zum Training. Dazu kommen die Spiele am Wochenende. – Fotos: Schönstetter
In den 80er Jahren wurde Tennis quasi über Nacht zum Volkssport – dafür reichten ein paar große Siege der deutschen Tennis-Stars Boris Becker und Steffi Graf. Ob der 19. August 2016 auch eine solche Welle der Begeisterung auslöst ist fraglich − an diesem Tag gewannen die deutschen Fußballdamen erstmals die olympischen Spiele. Doch in Burghausen braucht es gar keinen Anstoß mehr: Frauenfußball ist hier schon lange groß.
Und wird ständig größer: Zwölf Neuzugänge aus umliegenden Vereinen können die Damenmannschaften des TV 1868 in dieser Saison verzeichnen – das gab es noch nie. Wo andere Mannschaften sich auflösen oder wegen Spielermangel auf Kleinfeld wechseln, gibt es in Burghausen heuer erstmal zwei Damenmannschaften. 130 Mitglieder hat die elf Jahre junge Fußball-Abteilung des TV 1868, acht Trainer – und Trainerinnen – bestreiten den Fußballerinnen-Alltag. „Wir haben gute Trainer und einen guten Platz zum trainieren. So sind wir in den letzten Jahren irgendwie zur Frauenfußball-Hochburg geworden“, sagt Abteilungsleiterin Isolde Stockner und klingt dabei noch ein wenig so, als könnte sie das selbst nicht ganz glauben.
Fragt man die Fußball-Mädls selbst, so ist für sie klar: Sie wollen nirgendwo anders spielen. „Wir haben hier wirklich einen wahnsinnigen Zusammenhalt“, sagt Tamira Weinzierl, die schon seit acht Jahren für den TV spielt. Die Spielerinnen verbringen nicht nur viel Zeit gemeinsam auf dem Platz. Wenn sie das Burghauser Nachtleben stürmen, dann machen sie alleine eine Bar voll. „Wir sind ein zusammengeschweißtes Team,“ sagt Tamira. „Mit den Neuen spielen wir erst ein paar Wochen zusammen, aber wir sind schon voll zusammengewachsen.“
Die 26 Mädls der Damen I spielen in der Kreisliga. Neuerdings fragen auch höherklassige Mannschaften um Testspiele an. „Daran merkt man, dass die Mädls ihre Sache gut machen“, ist Trainer Michael Huber stolz. Zusammen mit Dominic Kopp trainiert er die Mannschaft, die auf dem Sportplatz an der Kammerer-Schule übt. Mit Motivation hat das Trainerteam keinerlei Probleme – die Spielerinnen brennen für Fußball. „Manch eine will nach neunstündiger Autofahrt aus dem Urlaub nach Hause, abends unbedingt noch ins Training“ freut sich Huber.
„Gesunder Ehrgeiz ist gut, aber der Spaß soll nicht verloren gehen“ betont Isolde Stockner. „Bei uns wird nie geschimpft“ schmunzelt Trainer Michael Huber unter dem Gelächter „seiner“ Mädchen. Alles läuft bei den Fußballdamen des TV1868 auf rein ehrenamtlicher Basis. „Wir haben seit Jahren einen treuen Trainerstamm, auch aus dem eigenen Nachwuchs“, sagt Stockner.
Das fleißige Trainerteam: Christoph Kellermann, Michael Huber, Dominik Kopp, Jochen Heitzinger, Tina Hacker, Ludwig Strohmeier und Celina Stanley
Für eine starke Abteilung sorgen beim TV1868 auch die zweite Damenmannschaft, sowie die Jugendmannschaften. Hier müssen die Verantwortlichen aber Kämpfe ausfechten; Weil die Mädchen der U11 auch noch bei den Buben spielen dürfen,werden die richtig guten Mädls häufig „abgeworben“ – was ein strukturelles Problem ist. „Die Mädchen sind dann in keiner Damenfußballmannschaft integriert“, erklärt Isolde Stockner. Später, wenn sie dann nicht mehr bei den Buben spielen dürfen, hören sie oft auf mit dem Fußball. Drei Nachwuchsmannschaften spielen derzeit beim TV, U13/11, U15 und U17.
Nachwuchs kommt in Burghausen vor allem vom Aventinus-Gymnasium. Das ist eine schöne Tradition: Mit einer AVG-Gruppe startete der Damenfußball im TV. Viele der Mädls dürfen am AVG in der Pause sogar bei den Buben mitspielen, heißt es – die vielleicht größte Respektbezeugung.
Den Zusammenhalt in der Mannschaft schätzen die Spielerinnen, hier Tamira und Lena
Trotzdem könne man Frauen- und Männerfußball nicht vergleichen, findet Lena Lautenschlager. Die Haimingerin ist ein Urgestein der Burghauser Fußballerinnen und mit aller Begeisterung dabei. „Frauenfußball ist anders, weniger körperbetont, sondern strategischer“, findet sie.Die 23-Jährige hat selbst lange Jahre bei den Buben mitgespielt. Jetzt sorgt sie für den Fußballer-Nachwuchs. In Haiming trainiert sie die Mädchen.
Nachwuchs fördern, neue Spielerinnen gewinnen. Das ist und bleibt trotz allen Erfolgs die große Aufgabe. Der Sieg der deutschen Fußballdamen bei den Olympischen Spielen könnte da willkommenen Auftrieb bringen – vielleicht.
− cts/ Burghauser Anzeiger
Wer bei den Burghauser Fußballdamen mittrainieren will (egal in welchem Alter) kann sich melden unter: