Noah Suszckiewicz folgt bei Burghausen Crusaders auf Danny Gordon – Auf- und Abstieg noch möglich
Seit dem Wochenende sieht die Welt der Burghausen Crusaders wieder etwas besser aus. Durch die Niederlage der Passau Pirates hat der American-Football-Drittligist vom TV 1868 wieder mehr als gute Chancen auf den Klassenerhalt. Drei Spieltage vor Schluss stehen die Salzachstädter weiter zwei Punkte vor der roten Zone – und haben alles selber in der Hand sowie ein US-Ass im Ärmel: Quarterback Noah Suszckiewicz.
Vier teils deftige Niederlagen in Folge haben die Burghauser in der Tabelle abrutschen lassen. Vorletzter sind sie in der vier Mannschaften umfassenden Regionalliga Süd-Süd. Der Letzte steigt direkt ab. Dabei hatten sich die „Kreuzritter“ vor der Saison alles ganz anders vorgestellt: Mit Franceso Lanzani kam ein richtiger Coach, der bereits viel Erfahrung gesammelt hat, mit ihm der eine oder andere Weggefährte zur Unterstützung. Hinter vorgehaltener Hand wurde gemunkelt, ob nicht sogar der Aufstieg oder zumindest die Playoffs möglich sind.
Und so prekär die Situation aufgrund der vielen Verletzten gerade ist: Möglich ist das durch das ebenfalls nicht rosige Abschneiden der zweitplatzierten Munich Cowboys II immer noch. Punktgleich stehen die beiden Teams momentan da, die Cowboys haben aber ein Spiel weniger und den direkten Vergleich mit zwölf Zählern Unterschied auf ihrer Seite. Am letzten Spieltag treffen beide im Münchner Dantestadion aufeinander, vielleicht ein Duell um die Playoffs?
Nur statt US-Boy Danny Gordon, der vor der Saison als Quarterback zu den Crusaders stieß, muss jetzt Noah Suszckiewicz den Laden schmeißen. Gordon bekam überraschend eine Stelle im Management-Bereich seiner Heimat-Uni, der University of South Carolina, weiß Mannschaftskollege Christoph Hausperger. „Das Angebot wollte er natürlich nicht ablehnen.“
Für die Footballer ein starker Einschnitt, doch mit dem Kalifornier Noah Suszckiewicz habe man gleichwertigen Ersatz gefunden, sind sich die „Kreuzritter“ sicher. Der 22-Jährige hat für das Division 1 Double-A Team der Bethune-Cookman Universität in Florida, die Wildcats, gespielt. Die Division 1 ist die höchste College-Liga, ein Double-A-Team spielt eine Klasse drunter.
Deutschland ist aber eine andere Football-Welt, wenn sie sich auch gar nicht so arg unterscheidet, wie er gedacht hat. „Die Spielidee ist ja eigentlich die gleiche, nur ist alles ein bisschen langsamer“, erzählt Suszckiewicz auf Englisch. Und wenn er auf dem Feld steht, ist es ohnehin einfach nur Football.
Freilich gibt es am Anfang noch Verständigungsprobleme: Einen Tag, nachdem er Mitte Juni in Deutschland landete, packten ihn die Crusaders gleich in den Mannschaftsbus und nahmen ihn mit nach Würzburg, wo er gegen die Panthers auch gleich die zweite Halbzeit spielte. „Das war schon schwierig, denn ich kannte die ganzen Zeichen nicht. Die haben sie mir auf der Fahrt dorthin so gut wie möglich beigebracht.“ Aber die Abstimmung fehlte natürlich, Burghausen ging mit 6:44 unter – nicht wegen Suszckiewicz, betonen seine Teamkameraden Christoph Hausperger und Sebastian Mattscheck.
Der Wechsel auf der Quarterback-Position bringt aber auch Vorteile mit sich, schließlich müssen sich auch die Gegner auf ein anderes Burghauser Spiel einstellen. War Danny Gordon ein „pocket passer“, also ein Spieler, der viel aus seiner Zone hinter den Abwehrspielern heraus Pässe spielte, ist Suszckiewicz ein Quarterback, der selber gerne läuft. Und der seinen etwa zweimonatigen Aufenthalt hier auch nutzen will, um mehr als nur Football zu spielen. Berlin hat er schon bereist, gerade kommt er aus Venedig. Es ist ein Trip, der Suszckiewicz auch in seiner Entwicklung als Mensch weiterbringen wird.
Ganz oben auf seiner Liste steht aber freilich, mit den Burghausen Crusaders erfolgreich zu sein. Drei Spiele sind es noch: am Samstag (16 Uhr) zu Hause gegen Süd-Süd-Tabellenführer München Rangers, am 3. August (16 Uhr) ebenfalls in Burghausen gegen den Süd-Nord-Ersten Fursty Razorbacks und am 10. August (15 Uhr) beim Süd-Süd-Zweiten Munich Cowboys II. Die zwei Wochen Pause zwischen dem letzten Auftritt in Passau (21:66) und dem Spiel am Samstag gegen München hätten gut getan, dass sich Team und Suszckiewicz aneinander gewöhnen können. „Es hilft nur Spielpraxis und Training“, wissen seine Mannschaftskameraden.
Nur unterschätzen dürfen sie keinen mehr, „diesen Fehler haben wir in Passau gemacht und haben dafür bezahlt“, sagt Mattscheck. Aber München habe man schon geschlagen, warum nicht wieder? „Es kommt immer auf die Vorbereitung für das nächste Spiel an“, sagt Coach Lanzani. Und so abstrus die Situation ist: Obwohl Burghausen noch nicht aus dem Gröbsten raus ist, kann ja mit einem Sieg am Samstag doch noch was nach oben gehen. -Burghauser Anzeiger