TV 1868 feiert zehn Jahre Frauenfußball

Peter Schleindlsperger hat die Abteilung im Altstadt-Sportverein gegründet – Isolde Stockner ist inzwischen federführend

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(Foto: Burghauser Anzeiger)

Peter Schleindlsperger, der „Papa“ des Burghauser Mädchenfußballs, strahlte nicht schlecht, als ihm Anna (25) und Maria (28) zum 10. Geburtstag der Abteilung Mädchen- und Frauenfußball ein Album bunter Erinnerungen schenkten. Die beiden jungen Frauen sind die Töchter des Gründers und ebenfalls Urgesteine des kickenden weiblichen Genres beim TV 1868 Burghausen. „Das hat mich schon immens gefreut. Vor allem, weil ich von den Vorbereitungen nichts mitbekommen habe“, freute sich der Gymnasiallehrer.

Schleindlsperger schlug vor rund zehn Jahren mit einer völlig neuen Idee beim damaligen 1. Vorsitzenden Paul Kokott auf. Der Sportlehrer wollte sich mit seinen Schülerinnen vom Aventinus-Gymnasium dem Altstadtverein anschließen und eine Fußballabteilung aufmachen, die mit ihrer Mannschaft ernsthaft um Punkte spielen wollte. „Das war eine neue Situation für uns. Bis dahin hatten wir nur männliche Hobbyfußballer. Es war unser Credo, dem SV Wacker nie Konkurrenz zu machen“, erinnert sich Kokott. Da Konkurrenz in diesem Fall kein Problem war, überzeugte er zunächst den Turnrat, der letztendlich zustimmte. „Zum Auftakt kam dann sogar Kurt Gaugler mit einem Netz Bälle vorbei. Das hat uns sehr gefreut“, erinnert sich der Gründungs-Abteilungsleiter. Bis 2012 war er nach eigenen Worten „Bursche für alles, was mit dem Ball hinter jagenden Dirndln zu tun hatte.

Seit dieser Zeit hat die Emanzipation in Person von Isolde Stockner an der Spitze Einzug gehalten. Und das tut sie mit großer Freude: „Es macht einen enormen Spaß. Vor allem, wenn ich sehe, wie sich alle Beteiligten reinhängen. Für uns ist es enorm wichtig, den Mädchen, die großen Spaß am Kicken haben, die Möglichkeiten zu bieten, ihr Hobby ausüben zu können. Wichtig ist, das jede etwas lernt. Dennoch steht der Leistungsgedanke nicht im Vordergrund.“

In den zehn Jahren hat sich sehr viel getan. Mit dem Startschuss beim TV 1868 musste sich der Club zuerst einmal beim Bayerischen Fußballverband anmelden. Dann wollten die 15 Mädels der Gründungsphase natürlich zeigen, was sie draufhatten. „Deshalb meldete ich uns für ein Hallenturnier in Saaldorf an. Wir fuhren dorthin und staunten nicht schlecht. Unser allererster Gegner war der FC Bayern, weil wir damals gleich an den oberbayerischen Meisterschaften teilgenommen haben. Natürlich hielt sich der Erfolg sehr in Grenzen“, grinst Peter Schleindlsperger.

Gleich von Start weg stellte sich die Frage, wo die jungen Damen kicken sollten. Vereinsvorsitzender Norbert Stranzinger erinnert sich: „Der Platz in der Altstadt war fast komplett ausgelastet. Also wanderten die Mädels in die Neustadt auf das Gelände der Gruberschule aus. Hier halfen Verein und Stadt zusammen.“ Dort oben gibt es mittlerweile sogar ein kleines Funktionsgebäude. Außerdem wuchsen Aventinus-Gymnasium und Fußballerinnen immer enger zusammen. Der damalige Direktor Wilhelm Renner fand die Idee gut, eine Sport-ARGE ins Leben zu rufen, was letztendlich auch geschah.

Wie wichtig vor allem das Ausweichen in die Neustadt war, zeigt sich heute gleich an mehreren Punkten. Der TV 1868 ist in den letzten Jahren um 450 Mitglieder gewachsen. Am Fuße der Burg haben sich die American Footballer immens entwickelt und für einen gewaltigen Zulauf gesorgt. Die Fußballerinnen sind mittlerweile auf rund 100 Mitglieder angewachsen.

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90 Mädchen und junge Frauen befinden sich im Spielbetrieb. Darunter gibt es 23 Damen. „Eine Damenmannschaft aufrechtzuerhalten ist sehr schwierig, weil die meisten Abitur machen und ins Studium wechseln. Aber das wissen wir und danach handeln wir“, sagt Abteilungsleiterin Isolde Stockner. Besonders freut es sie, dass einige junge Spielerinnen mittlerweile auch Verantwortung im Trainerbereich übernehmen. Sie lobt die große Leidenschaft aller, die am nachhaltigen Erfolg der Abteilung Anteil haben. Die jahrelange konstante Aufbauarbeit habe Früchte getragen. Gemischte Trainerteams seien wichtig. Was vor zehn Jahren dank des großen Einsatzes von Peter Schleindlsperger begann, ist heute ein fixer Bestandteil im Burghauser Sport. Noch viel wichtiger sei, dass hier Ehrenamtliche mit Herzen engagiert sind.     – uli / Burghauser Anzeiger