Persönlichkeiten im Verein: Günter Rachl

von Reinald Schubert

Unser TV 1868 Vorstandsmitglied Günter Rachl feierte seinen 75.Geburtstag. Als einer der ältesten Zeitzeugen und wandelndes Vereinsarchiv kann er mit seinen Geschichten vieles über die Höhen und Tiefen des Vereins in der Nachkriegszeit erzählen. Für uns heute unvorstellbar ist die humorvolle Schilderung über den Vereinssport in der alten Turnhalle zur Winterszeit, wo ein Ausruhen während der Turnübungen mit der Gefahr von Erfrierungen verbunden war. Nachdenklich stimmte mich auch Berichte, wie der Verein einmal beinahe vor Auflösung stand oder die Übereignung der Turnhalle an die Stadt und das damit verbundene zukunftsweisende Vertragswerk. Sein ehrenamtliches Wirken im Vorstand des Vereins nun über Jahrzehnte hinweg kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden, leider wurde dies im nachfolgenden Presseartikel nur gestreift ….

Aus dem Burghauser Anzeiger vom 18. Dezember 2015

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Ein Burghauser durch und durch

Günter Rachl verkörpert Heimatliebe wie kaum ein Zweiter – Schützen verleihen Ehrenurkunde

Burghausen. Wer kennt und schätzt diesen Mann nicht? Der 75-jährige Günter Rachl ist sozusagen eine „Burghauser Marke“. Sein ganzes Leben hat er in der Salzachstadt verbracht. Seit seiner Geburt im Jahr 1940 lebt Günter Rachl hier, er ging hier zur Volksschule und ins AVG, hat in Raitenhaslach seine Frau Steffi kennen und lieben gelernt, hat geheiratet und zwei Kinder großgezogen. Neben seiner langjährigen Tätigkeit bei der Volksbank Burghausen engagiert sich Rachl immer noch in vielen Vereinen. Dahingehend wurde ihm nun eine große Ehre zuteil: Für seine rund 56-jährige Funktionärstätigkeit bei der „Schützengesellschaft Eintracht 1850 Burghausen“ wurde Günter Rachl mit der Ehrenurkunde mit goldener Vereinsnadel bedacht.

„Mit Leib und Seele bin ich Burghauser“, sagt er. Woanders wohnen, das wollte er nie. Wie sehr Rachl seine Heimat liebt, das können seine Gäste sofort in seinem Wohnzimmer feststellen, wo er ein übergroßes Burghausen-Bild von Fritz Junghans aufgehängt hat. Schon immer war das Schießen ein wichtiger Teil in seinem Leben. Besonders die Ruhe vor dem Schuss, die absolute Konzentration auf das Wesentliche und der Wille, sein Ziel zu treffen – diese Komponenten, auf die es beim Schießsport ankommt, faszinieren ihn heute noch, obwohl er selber nicht mehr aktiv ist.

Den sportlichen Wettkampf hat er hingegen nie so eng gesehen. Viel wichtiger sind Günter Rachl immer die gesellschaftlichen Aspekte im Schützenverein gewesen. So genießt er nach wie vor die wöchentlichen Abende bei den Eintrachtschützen im Vereinsheim St. Johann, das laut Rachl ein „Glücksfall“ für alle Burghauser Schützen sei und nur einen Katzensprung von seiner Wohnung entfernt liegt. „Damals war das ja noch Tradition und auch ein gewisser Zwang“, erinnert er sich, wenn er über die Beweggründe seines Vereinsbeitritts im Jahr 1959 nachdenkt, „mein damaliger Chef, der Bankdirektor Josef Schandl, war dabei, also mussten wir auch dazugehen“, sagt er und lacht. Kontakte knüpfen und Kunden werben hieß es damals. Wo wäre das besser möglich gewesen als in den örtlichen Vereinen? Ehrenamtliches Engagement gehörte sozusagen zum Alltagsgeschäft und war für alle selbstverständlich. „Jeder ist damals irgendeinem Verein beigetreten“, sagt Rachl. Bereits im darauf folgenden Jahr wurde er zum 2. Schriftführer gewählt. Es folgte das Amt des Fähnrichs, des Schriftführers und Chronisten.

Um die Vereinsannalen der rund 50 Mitglieder zählenden Eintrachtschützen kümmert sich Günter Rachl auch heute noch, 75-jährig, mit größter Sorgfalt. Auch beim TV Burghausen war er insgesamt 28 Jahre Kassier. Er ist ein Mann, der die so genannten „alten Werte“ hoch hält. Treue, Ehrgeiz und Disziplin sind da zu nennen, jedenfalls spiegelt das sein eigener Lebenslauf wider, wie kaum ein anderer. Als Bub hat er noch am eigenen Leibe mitbekommen, wie auf Burghausen Bomben fielen. Luftschutzbunker anstatt Kindergarten hieß es damals für ihn. „Ich kann mich noch daran erinnern, wie der Brunnen am Stadtplatz getroffen wurde. Es war nichts mehr davon zu sehen, bis auf ein großes Loch mit Wasser drin“, sagt er.

Nach der mittleren Reife am Aventinus-Gymnasium begann er gegen Ende der 50er Jahre mit einer Lehre zum Bankkaufmann bei der Volksbank Burghausen. Bis zu seinem Ruhestand im Jahr 2001 ist er dieser Bank immer treu geblieben. Insgesamt 30 Jahre war er sogar Altstadt-Geschäftsstellenleiter. Gerade und vor allem aus dieser Zeit ist er für viele Burghauser ein bekanntes Gesicht. „Glück hab’ ich gehabt, dass es unter meiner Ägide keine Währungsumstellung und keine Fusion gegeben hat“, sagt er rückblickend und schmunzelt, das sei nämlich eine „Mordsarbeit“. Seinen Ruhestand genießt Günter Rachl nun in vollen Zügen. Familie steht an oberster Stelle. Wenn es nur geht, besuchen die Rachls ihre Tochter, die mit ihrer Familie in Madrid lebt. „Diese Situation ist für alle eine Bereicherung“, sagt er. Besonders für die Enkelin Steffi, die das Glück habe, zweisprachig aufwachsen zu können. Zu seinem 75. Geburtstag hat sie ihrem Opa eine selbstgestaltete Schießscheibe geschenkt.

Wenn er ansonsten gerade nicht mit der Vereinsarbeit beschäftigt ist, die „schon eine gewisse Zeit“ beanspruche, ist Günter Rachl zumeist mit seiner Frau beim Nordic Walking um den Wöhrsee unterwegs, beim Schwammerlsuchen oder beim Wandern mit der DAV-Seniorengruppe.