Montagabend. Pflichttermin Prellball für acht sportliche Damen, Durchschnittsalter: 68 Jahre. Wer jetzt denkt, das ist Ballschubsen im Stuhlkreis, liegt völlig falsch. Mit voller Power treiben die Damen – die jüngste ist 43, die älteste knapp 80 Jahre alt – den Ball in der Turnhalle des Turnvereins 1868 über die Leine, die das Spielfeld trennt. Natürlich wird nach dem Aufwärmen nach Punkten gespielt – und ehrgeizig um den Sieg gekämpft. Und doch ist es hauptsächlich der Spaß, der die Prellsportgruppe Woche für Woche zusammenbringt. Am längsten dabei ist Übungsleiterin Elisabeth Bente, zusammen mit den anderen Gründungsmitgliedern Erika Langsdorf und Renate Straußberger prellt sie seit 1989, also seit 35 Jahren in der sportlichen Truppe. Als „Chefin“ – Ankica Obertreis hatte ihr die Gruppenleitung 2010 übergeben – leitet sie Inge Obele und Brigitte Bauernschmid, ihre derzeitigen „Rohdiamanten“, beim Aufschlag an und erklärt, was Prellball von anderen Ballsportarten abhebt: „Prellball ist eine ganz alte Sportart und kommt eigentlich aus dem Turnsport. Der Ball muss mit der Faust oder dem Unterarm von oben nach unten geschlagen werden, und zwar idealerweise so, dass er über das Netz geht und der Gegner ihn nicht annehmen kann.“ Erika Langsdorf wirft ein: „Das Motto ist annehmen, stellen, spielen.“ Gesagt, getan, weiter geht es auf dem Spielfeld und es ist schön zu beobachten, dass dieser Sport auch im fortgeschrittenen Alter noch gut gespielt werden kann. Mangelnde Beweglichkeit wird bei Bedarf mit Raffinesse ausgeglichen. Schließlich handelt es sich um einen Mannschaftssport, bei dem gutes Zuspielen und die Integration aller Mitspieler dazugehört. Die Damen, die sich hier sportlich austoben, kommen aus dem Tennis-, Volley- oder Handball und fühlen sich aus ganz unterschiedlichen Gründen wohl in der Truppe: „Ich habe einen Ballsport gesucht, den ich bis ins hohe Alter spielen kann und bei dem nicht der Wettkampf, sondern der Spaß an erster Stelle steht“, erzählt zum Beispiel Inge Obele, die seit einem Jahr mitspielt. „Den Körper fit halten“, „die gute Gemeinschaft“, „sich regelmäßig bewegen“ und auch „sich auspowern und Aggressionen loswerden“ führen die anderen „Prellerinnen“ als Beweggründe auf. Für Waltraud Kramer ist das Prellballspielen mittlerweile sogar zur Sucht geworden, lacht sie. Mit ihrer Begeisterung würden die Prellballdamen auch gerne andere anstecken, Nachwuchs ist immer gern gesehen. „Bei uns ist jeder herzlich willkommen, der ein bisschen Ballgefühl und Spaß an der Bewegung hat, egal, wie alt er ist“, freut sich Übungsleiterin Bente auf neue Mitglieder für die „sportlich soziale Truppe“, die sich nicht nur in der Turnhalle, sondern auch gern zum Frühstücken oder im Biergarten trifft. Wer Lust zum Ausprobieren oder Mitspielen hat, kann montags ab 18.30 Uhr in der Turnhalle des TV 1868 reinschnuppern.
BU: Spaß am Prellballspielen haben (vl.n.r.): Anita Lengdobler, Veronika Baumgartner, Renate Straußberger, Brigitte Bauernschmid, Elisabeth Bente, Waltraud Kramer, Erika Langsdorf und Inge Obele.