Auftakt der
Im Landkreis Altötting weniger populäre Sportarten stellt der Anzeiger in einer neuen Serie vor. Als Testpersonen fungieren jeweils Mitarbeiter der Heimatzeitung. In der ersten Folge hat sich Anzeiger-Volontärin Simone Grebler bei den Magic Cheerleader in Burghausen versucht:
Überschläge, Räder, Sprünge: Auch akrobatisch haben die Burghauserinnen einiges drauf. – Foto:Geigenberger
Von Simone Grebler
Ein bisschen Gehopse mit bunten Pompons. Das habe ich immer vom Cheerleading gehalten. Doch jetzt fühlt es sich gerade an wie Fliegen. Getragen von den Magic Cheerleader, einer Gruppe junger Frauen aus Burghausen, stehe ich knapp unter der Decke der Turnhalle. „Schau gerade nach vorne, nicht nach unten“, ruft mir Isi zu. Die 25-Jährige ist eine der Trainerinnen der Magic Cheerleader und führt mich an diesem Abend durch eine Trainingseinheit. Als ich wieder sicheren Boden unter den Füßen habe, bin ich mehr als froh.
Bei den Profis sieht es so leicht aus: Anne lässt sich wie eine Feder von ihren Kolleginnen hochheben. Sie reißt das rechte Bein in die Höhe, hält diese Position und lässt sich dann hinunter in die Arme der Base fallen.
Die Base, bestehend aus zwei oder mehr Mädchen ist quasi das Fundament bei den Hebefiguren. Aber die Hebefiguren sind nicht alles beim Cheerleading. Viele verschiedene Eigenschaften sind gefordert: Tanz, Bodenturnen und Akrobatik. Die Magic Cheerleader aus Burghausen bestehen aus drei Gruppen, den PeeWees (5 bis 10 Jahre), den Juniors (11 bis 18) und den Seniors (18+). Trainiert werden sie von den beiden Coaches Marion Konnerth und Isabelle Harrer. Für den Trainerschein hat Marion einen dreiwöchigen Kurs absolviert. Seit 1998 ist Isi schon bei den Cheerleadern. „Das ist definitiv Leistungssport. Wir machen ein Programm von zwei Minuten dreißig, aber das ist so anstrengend, dafür müssen wir Monate trainieren“, sagt Isi.
Zwei Mal in der Woche ist Training und das ist extrem umfassend. Ob ein einarmiges Rad schlagen, eine Choreografie lernen oder eine Pyramide stemmen, als Cheerleader wird einem alles abverlangt. „Außerdem gehen wir auch laufen, um unsere Kondition aufzupeppen“, sagt Isi. Denn nach dem Showprogramm sei man völlig ausgepowert. Das merke ich auch, denn neben den Hebefiguren, bei denen es übrigens für alles einen eigenen Begriff gibt, muss ich jetzt auch noch einen Tanz lernen. „Das klappt doch schon ganz gut“, muntert mich die 23-jährige Marion auf. Am Ende werden alle Elemente verbunden, da kann ich dann aber nicht mehr mithalten und lasse mir stattdessen die einstudierten Tänze zeigen. Mit geballter Power proben sie ihr Programm. „Wir wollen weg vom Hupfdohlen-Image. Die meisten, die das erste Mal unsere Show sehen, sind sowieso überzeugt“, sagt Isi. Rund zehn Mädchen sind derzeit bei den Seniors.
Beim Bodenturnen zeigt Anne, was sie kann. Die 26-Jährige ist Sportwissenschaftlerin und Sprünge liegen ihr besonders. Deshalb kommen auch oft die anderen Mädchen zu ihr und holen sich Ratschläge. „Ich bin erst seit einem Jahr dabei. Ich habe mir das damals angeschaut und hatte zuerst auch viele Vorurteile. Doch dann hat es mir sehr gut gefallen“, sagt Anne über den Cheerleading-Sport.
Dass es auch mal Paare zwischen Footballern und Cheerleadern gibt, das komme vor. Das erinnert dann doch wieder an amerikanische Filme. Und auch die Anweisungen, die alle auf englisch gegeben werden, jede Hebefigur, jede Position, alles hat seinen eigenen Namen. Die wichtigsten hat der Anzeiger hier zusammengestellt:
STICHWORT: Cheerleading
Back: unterstützt die Bases, indem sie dem Flyer in den Stunt hilft, durch Zählen alles koordiniert und bei „gestandenen Figuren“ die Fußgelenke des Flyers umfasst und nach oben drückt.
Top: Auch „Flyer“ genannt. Die Person ganz oben − meistens die Leichteste −, vollführt oben Motions und Figuren.
Mainbase und Sitebase: stehen sich gegenüber und tragen den Flyer auf den Handinnenflächen, sie fangen den Flyer am Rücken, Gesäß und Oberschenkel.
Twist: Dabei springt der Flyer in einer Drehung zurück aus der Position oben nach unten und lässt sich von der Base fangen.
Props: Am bekanntesten sind die so genannten Pompons, die im Volksmund oft als „Puschel“ bezeichnet werden. Auch Fahnen, Schilder, Pappmegaphone und viele andere Props können in einer Cheerleading-Darbietung zu sehen sein. – Burghauser Anzeiger