Ein Monat Zirkustraining: Kurs der Zirkusmäuse ist voll, bei den Zirkuslöwen gibt es noch freie Plätze
“Heute gibt es neue Übungen”, fängt Zirkusdirektor Marcel Anslinger das Training an. Nach Zirkus sieht es in der TV-Turnhalle aber gar nicht aus. Zwei Weichturnmatten liegen in der Hallenmitte, darüber schwebt ein Metallring. In einer Ecke bauen die zwei Betreuer Janine Baddack und Sebastian Brammen Bodenmatten auf und platzieren Laufbälle darauf. Die Zirkuslöwen und Trainer bilden einen Kreis um Anslinger. Das war’s. Neun Kinder und fünf Betreuer sind am Montag da. Anslinger deutet auf einen Metallring, der mit zwei Seilen an der Decke befestigt ist. “Das ist der Luftring.”
Seit dem Start des Schuljahres Anfang September findet drei Mal pro Woche ein Zirkustraining statt. Montag und Mittwoch sind die Zirkuslöwen (sieben bis zwölf Jahre alt) an der Reihe, am Dienstag die Zirkusmäuse (drei bis sechs Jahre alt). Am Montag liegt der Fokus auf Akrobatik, Balance Rola-Bola oder Diabolo, am Mittwoch auf Jonglage, Theater, Clownerei und Poi-Schwingen. Marcel Anslinger ist seit dem Start der Zirkusabteilung Ende Mai der Chef in der Manege. Mit insgesamt 15 Trainern bringt er dem Nachwuchs Tricks und Künste des Zirkus bei. “Die meisten waren früher bereits beim Zirkus-Camp vom Freizeitheim dabei”, sagt Anslinger. Die Gruppe der Zirkusmäuse sei mit 25 Kindern komplett voll, bei den Löwen seien dagegen noch ein paar letzte Plätze frei. “Etwa 30 Kinder können wir da beaufsichtigen.”
Unter dem Ring liegen zwei dicke Matten auf dem Hallenboden in der TV-Turnhalle. Am oberen Ende des Rings ist eine Schlaufe befestigt, “da müsst ihr euch einhängen, dass ihr nicht runterfallt”, sagt Anslinger und macht vor, wie es funktionieren soll. Die erste Übung ist der “Mann im Mond”. Dabei sollen sich die Löwen der Länge nach, mit dem Rücken nach unten, auf den dünnen Metallring legen. Ein Fuß wird zur Balance abgestreckt.
Ein paar Meter weiter sind mehrere Meter Laufmatten ausgerollt. Drei Kugeln liegen noch ruhig auf der Unterlage. “Wisst ihr noch wie wir auf die Kugeln aufsteigen?”, fragt Anslinger die Kinder. Erst mit den Knien aufsteigen, dann langsam einen Fuß nach dem anderen auf die Kugel aufsetzen. “Dürft ihr alleine auf die Kugeln steigen?” “Nein”, murmeln die Kinder. “Doch”, entgegnet Anslinger, “wenn ihr einen Kugelführerschein habt, reicht es, wenn Trainer in der Nähe sind. Wer will anfangen?” Nova schnappt sich eine Kugel, steigt auf. Zur Stabilisierung stehen die Betreuer Matthias Mauer und Sebastian Brammen schon bereit. “Wenn ihr vorwärts kommen wollt, müsst ihr rückwärts laufen”, erklärt Anslinger. “Kleine Tippelschritte, keine großen Schritte.” Wenige Minuten später braucht Nova die Unterstützung von Sebastian Brammen nicht mehr. Freistehend balanciert sie auf der Kugel, rollt ein paar Zentimeter nach vorn, ein paar nach hinten.
Als der Zirkus aus Palästina vor ein paar Wochen in der Stadt war, habe man mit den Künstlern trainieren können, sagt Marcel Anslinger. “Wir sind ja noch komplett am Anfang, da hat uns das Training richtig viel gebracht. Schauspiel, Akrobatik und andere Workshops haben wir zusammen belegt.” Ein richtiger Zirkusboden sei bereits bestellt, wie auch weitere Sportgeräte, sagt Anslinger. Für diese müssen er und die anderen Betreuer selbst noch Kurse belegen, um sie trainieren zu dürfen.
PnP 06.11.2022