Kreuzritter jagen unter der Burg dem Ei nach

American Football der Crusaders entwickelt sich zum Publikumssport – Einlagen mit Schwertkampf und Cheerleadern

Burghausen. American Football, die lange Zeit wenig beachtete Randsportart, entwickelt sich in Burghausen zu einem Publikumsmagneten. Das stellen selbst alte Haudegen wie Vladimir Eichhorn und Andreas Haas fest: „Als wir früher spielten, waren wir noch unter uns. Das, was heute los ist, macht richtig Spaß.“

Angeblich die besten Burger. Vladimir Eichhorn und Andreas Haas genießen die junge Burghauser Grillkunst des Vereins. – Foto: Kaiser

 

Das Wasser läuft ihnen im Mund zusammen, weil sie in ihren Händen Burger halten. Wieder findet das Duo nur begeisternde Worte für das neue „Crusaders-Feeling“: „Hier gibt es die besten Burger der ganzen Liga. Nein, das sind die besten Burger in ganz Deutschland.“ Vladimir fügt hinzu: „Und die größten noch dazu.“ Nachbarin Melanie Bayer, die bei der Herzogstadt aktiv ist, stößt ins gleiche Horn: „Die Burger sind der Wahnsinn. Immer, wenn ein Spiel stattfindet, deckt sich die ganze Nachbarschaft damit ein.“

Selbstverständlich ist Football vom Zuschaueraufkommen nicht mit dem Fußball zu vergleichen. Aber trotzdem hat es die Abteilung geschafft, eine sehr beachtliche Anzahl an Fans in die Altstadt zu locken. „Pro Spiel schauen mittlerweile rund 300 Leute zu. Viele kommen, obwohl sie mit unseren Spielern weder verwandt noch befreundet sind“, freut sich Christian Konnerth. Er steht seit vier Jahren an der Spitze der Kreuzritter und auch selbst noch aktiv auf dem Feld. Die kleinen, aber gemütlichen Tribünen der idyllisch gelegen Miniarena sind stets sehr gut gefüllt. Der Gegner wird weder beleidigt noch ausgepfiffen. Die Leute feuern ihr Team an und freuen sich über gelungene Spielzüge. Die gut gepolsterten Sportler gehen in der Bayernliga auf Eierjagd. Heuer wollen die Salzachstädter die Endrunde erreichen. In ein paar Jahren wollen sie mit eigenen Leuten um den Aufstieg zur 2. Liga kämpfen.

Selbst wenn es sportlich mal nicht so läuft – eine solche Freiluftarena mit Blick auf die Burg wie in Burghausen können andere Footballvereine ihren Zuschauern nicht bieten. – Foto: Kaiser

Neben dem Spielfeldrand warten die Cheerleaders auf ihren Einsatz. Selbst die ganz Kleinen zeigen schon das, was sie können. In jeder Spielpause – und gibt es beim Football in rauen Mengen – animieren die Mädels und jungen Damen die Zuschauer. Rhythmische Musik begleitet die Hebefiguren. „Nein. Wir Zuschauer sind nicht nur zum Schauen da. Wir feuern an. Auf geht’s“, fordert Stadionsprecher Wolfgang Dienersberger die Fans zum Klatschen an. Unwillkürlich müssen die Leute schmunzeln. Hier am Fuße der Hauptburg feiern alle ein großes Familienfest. Der Stadionsprecher versucht sich manchmal in Hochdeutsch, aber meist in Urbayerisch. Es mache Freude mitzuerleben, wie sich eine Sportart entwickelt, die nicht nur im Schatten der Burg stattfindet, sondern auch in dem von Fußball und Ringen. „Früher sind die Leute wohl nur wegen unseren Cheerleadern gekommen. Die sind auch wirklich gut. Heute kommen sie auch, weil es guten Sport zu sehen gibt. Wir bieten eine Show. Das gehört zu einer amerikanischen Sportart“, sagt Christian Konnerth.

Die Crusaders stecken mit ihrer Begeisterung andere Burghauser Vereine an. Schwitzend stapft Uli Bayer von der Herzogstadt am Spielfeldrand herum. „Sie haben uns gefragt, ob wir mitmachen wollen. Das machen wir doch gerne.“ Bayer, selbst 1868er-Mitglied, begeistert mit seiner Communitas Gladii beim Einlauf und in der Halbzeit des Spiels. Seine Frau Melanie erzählt: „Ursprünglich wollten uns die Footballer für den Einlauf als Kreuzritter buchen. Wir sind aber Schwertkämpfer und zeigen das, was wir können. Wichtig ist, dass es allen gefällt. Das tut es.“ So vernehmen die Zuschauer das Klirren von Schwertern und Bihändern oder erleben spektakuläre Kämpfe. Selbst „Zickenkriege“ dürfen nicht fehlen. Gleichberechtigung muss auch bei den Kreuzrittern sein. – Uli / Burghauser Anzeiger