Harte Jungs als Strategen auf dem grünen Rasen

Abteilungsleiter Christian Konnerth spricht von „Schach auf dem Spielfeld“ – Jeder Spielzug wird präzise eingeübt – 25 Jahre American Football

2016-08-30_Am. FootballHaben den Erfolg der „Crusaders“ maßgeblich mitbewirkt: Abteilungsleiter und Trainer Christian Konnerth (l.) und Vereinsvorsitzender Norbert Stranzinger, der von den Spielern als „Ehrenritter“ ein Trikot mit der Nummer 1 erhalten hat. – Fotos: Wetzl/PNP

Burghausen. Disziplin ist das A und O. Und Köpfchen ist auch gefragt. Dabei wirkt American Football für den Laien auf den ersten Blick als eine Sportart, bei der Masse und Kraft allein ausschlaggebend sind. „Man kann den Sport fast mit Schach auf einem Spielfeld vergleichen“, rückt Christian Konnerth das laienhafte Verständnis zurecht. Konnerth hat vor 16 Jahren Feuer gefangen für diesen Sport. Seit er seine aktive Phase beendet hat, baut er als Trainer weiter am Erfolg und ist zudem seit acht Jahren Abteilungsleiter im TV 1868. In diesem Sportverein hat die aus den USA stammende Sportart seit 1991 ihre Heimstatt und kann damit heuer auf 25-jähriges Bestehen blicken. Auf ihre sportliche Entwicklung sind die „Crusaders“ (Kreuzfahrer) stolz.

Im Umkreis sind die nächsten Football-Vereine in Kirchdorf und Traunreut. So zieht die TV-Abteilung Spieler aus dem gesamten Landkreis und auch darüber hinaus an und ist nach der Meisterschaft der U-19 in der Verbandsliga nicht nur sportlich, sondern auch personell auf einem guten Weg. Rund 40 Spieler zählt das Erwachsenenteam der „Crusaders“, das in der Regionalliga spielt. 25 Nachwuchsspieler sind in der U-19, die nach der Meisterschaft nächstes Jahr in der Bayernliga mitmischt und rund 20 Spieler zählen zur U 15, für die es eine Bayernliga mit regionalen Gruppen gibt.

Der Aufstieg der U 19 bedeutet für den Verein zugleich, dass er weitere Spieler gewinnen möchte. Weil es für alle Vereine unter der Dominanz von Fußball schwer ist, genügend Spieler zu haben, wird in den Jugendklassen häufig nicht mit dem eigentlichen Kader von jeweils elf Spielern für Angriff und Verteidigung gespielt, sondern mit weniger. Die Burghauser Jugend musste bisher nur jeweils neun Mann aufbieten. Doch in der nun höheren Klasse braucht sie elf. Zum Vergleich: Die U 15 wird mit jeweils nur sieben Spielern in ihren Turnieren antreten.

2016-08-30_Am. Football 2Spektakulär, im tatsächlichen Spiel aber eher selten: Auf einen freien Ball am Platz dürfen sich alle Spieler stürzen. Fumble heißt der Fachbegriff dafür. Hier üben die Spieler der U19 diesen harten Einsatz, damit es dann im Spiel bei blauen Flecken bleibt.     – Foto: Wetzl

Nun kommt die eingangs erwähnte Disziplin wieder ins Spiel. Christian Konnerth erläutert dazu: „Wir brauchen auf jeder Position ganz unterschiedliche sportliche Anforderungen. Wer in der Verteidigung blockt – die Line bildet – sollte groß und kräftig sein. Aber ein Läufer im Angriff braucht ganz andere Eigenschaften – Schnelligkeit und Beweglichkeit. Und der Ballverteiler Quarterback muss das Ei (den Ball) auch über weite Distanzen auf wenige Zentimeter genau auf den Zielpunkt werfen.“

Werfen auf die Zehntelsekunde genau. Damit sind wir beim Schach, mit den Konnerth die Sportart gern vergleicht. Denn der Quarterback mag noch so genau werfen, wenn nicht exakt zeitgenau der Läufer auf diesen Punkt zusteuert und den Ball fängt, ist der Spielzug schon daneben gegangen. Im Training wird vorher jeder dieser Züge minutiös eingeübt und dann im Spiel exakt so abgespult. Jeder Spieler muss dabei genau seine Position halten, auf Sekundenbruchteile hin genau das tun, was vorher vereinbart und eingeübt worden ist. Und damit ein Spielzug am Ende erfolgreich ist und der Gegner übertölpelt wird, kommt das Köpfchen hinzu. Mit stereotypen Angriffskonstellationen wird das nicht gelingen. Pfiffigkeit zahlt sich aus. Vor allem aber ist Trainingsfleiß wichtig. Denn nur dann gelingt es, das Zusammenspiel auf dem Feld so ablaufen zu lassen, wie zuvor abgesprochen und eingeübt.

2016-08-30_Am. Football 3Das Vorspiel zum „Fumble“. Ein Spieler hechtet auf den Ball und will damit entkommen. Die Übrigen rennen los, um ihm das Leder wieder abzujagen.   – Foto: Wetzl

Christian Konnerth und seine Abteilung können sich dabei auf ihren Verein verlassen. Vorsitzender Norbert Stranzinger hat eine Flutlichtanlage und eine kleine Tribüne für die bis zu 350 Besucher bei den immer samstags laufenden Spielen bauen lassen. Die Finanzierung übernahm dabei die Stadt Burghausen, die auch Eigentümer der Sportanlage St. Johann ist. Und in einem Punkt ist er konsequent geblieben – dem ehrenamtlichen Anspruch. Vor fünf Jahren hat der Verein aus Österreich Trainerverstärkung auf Bundesliganiveau bekommen. Aber auch diese Profis „arbeiten“ im TV für die ganz reguläre Übungsleiter-Entschädigung von 7,50 Euro in der Stunde. „Die Trainer sind gern bei uns, weil sie die Aufbauarbeit mögen und die Begeisterung der Jugend spüren“, freut sich Stranzinger.

Eltern helfen bei der Organisation. Stranzinger wie Konnerth ziehen auch am gemeinsamen Strang, was die Nachwuchsarbeit generell betrifft. „Wir wollen keine Spieler einkaufen, sondern Leistungsträger aus den eigenen Reihen gewinnen und dafür brauchen wir Jugendliche, die sich für diesen Sport interessieren“. Beide würden sich freuen, neue Gesichter im Training zu sehen.

Ansonsten läuft alles bestens. In der Spielsaison von Mai bis August helfen viele Mitglieder und auch Eltern im Umfeld der Spiele mit, damit die Organisation bis hin zum Kuchenverkauf klappt.          – rw/Burghauser Anzeiger