Football-Regionalliga: Burghausen verblüfft mit 10:6-Sieg beim Spitzenreiter und lässt dessen geplante Meisterfeier platzen
Bei der Sensation in Neu Ulm erzielten Wide Receiver Stephan Schatz (Mitte), der hier den Weg freiblockt und Runningback Otis Moore (rechts) die Punkte für Burghausen. – Foto: Janine Kübler
Der Klassenerhalt war ihnen eh schon sicher – und trotzdem haben die Burghausen Crusaders im letzten Saisonspiel mit einem irren Coup noch für richtig Aufsehen gesorgt: Beim Tabellenführer und designierten Meister der American-Football-Regionalliga Süd, Neu-Ulm Spartans, siegten sie nach einer packenden Partie völlig überraschend mit 10:6. Dies kam einer Sensation gleich, zumal das Team vom TV 1868 die daheim bis dahin ungeschlagenen Schwaben vom Thron stürzte. Statt wie geplant vor großer Kulisse mit 600 Zuschauern den sicher geglaubten Titel zu feiern, musste Neu-Ulm die bittere Pille schlucken, dass dank der Burghauser Schützenhilfe die Straubing Spiders noch nach Punkten gleichzogen und aufgrund des besseren direkten Vergleichs Meister wurden.
Die Crusaders konnten frei aufspielen. Nach dem 73:12-Kantersieg gegen die Feldkirchen Lions stand der Ligaverbleib des Aufsteigers fest. Auch der vorletzte Tabellenplatz war bereits fix gebucht. Die Spartans wiederum brauchten einen Sieg, um die Meisterschaft einzutüten – reine Formsache, wie es schien. Auch weil Neu-Ulm die letzten vier Duelle gegen Burghausen gewonnen hatte, unter anderem im Vorjahresfinale um den Bayernliga-Titel (33:14).
„Eine Frage der Ehre – das war unser Motto“, verriet Crusaders-Headcoach Thomas Simmeit, als das Husarenstück vollbracht war. Man habe „unbedingt gewinnen“ wollen und so „das ganze Spiel um jeden Meter Raumgewinn hart gekämpft“. Die Hausherren bekamen dies wenige Minuten nach dem Kick-off erstmals schmerzlich zu spüren. Nach einem abgefangener Ball durch Ahmet Karabulut hatten die „Kreuzritter“ weit in der Neu-Ulmer Hälfte Ballbesitz. Mit viel Selbstvertrauen ließen sie sich beim druckvollen Laufspiel nicht stoppen: Otis Moore gelang die Führung für den Außenseiter, Stephan Schatz stellte nach sicher verwandeltem Zusatzpunkt auf 0:7. Das war auch der Halbzeitstand, denn in einem Schlagabtausch der Verteidigungsreihen gelang es keinem Team mehr, in Endzonen-Nähe zu kommen.
Auch nach der Pause konnten sich die Spartans nicht entscheidend durchsetzen. Erst ein kapitaler Fehler der Burghauser Offense brachte sie zurück ins Spiel. Eine verunglückte Ballübergabe führte dazu, dass Neu-Ulm bis 13 Yards vor die gegnerische Endzone gelangte. Dieses Gastgeschenk nutzte der Titelanwärter per Lauf zum Touchdown. Da der Extrapunkt vergeben wurde, blieben die Crusaders mit 7:6 vorn.
Aufkeimende Hoffnungen des Heimteams, das Match zu drehen, erstickte die an dem Tag bärenstarke Burghauser Verteidigung im Keim. Man kontrollierte das Geschehen und fand auch im Angriff immer wieder Rezepte gegen die solide stehenden Spartans. So zu Beginn des letzten Viertels, als die Simmeit-Truppe kurz vor die Endzone gelangte. Ein Foul kostete aber wichtigen Raumgewinn und man musste ein Field Goal versuchen – mit Erfolg: Stephan Schatz setzte den Kick souverän zwischen die Pfosten und auf der Anzeigentafel hieß es nun 6:10.
Neu-Ulm sah seine Felle davonschwimmen und stellte das Spiel um, doch der Gästecoach hatte die richtigen Antworten parat. Die Crusaders-Angriffsreihe um Jürgen Rossmanith war jetzt darauf und dran, den Gnadenstoß zu setzen. Die „Kreuzritter“ schafften es bis sieben Yards vor die Endzone und Otis Moore war nach einem Kurzpass auf dem Weg zum entscheidenden Touchdown – aber nach einem schweren Tackle verlor er den Ball. Mit dem Mute der Verzweiflung liefen die Spartans in den Schlussminuten an, wohl wissend, dass Burghausen mehrere Spiele in letzter Sekunde noch aus der Hand gegeben hatte. Doch diesmal zeigten die Crusaders die nötige Ruhe, hatten im wahrsten Sinne des Wortes alles im Griff: Eine Interception von Simon Billinger machte den Sieg perfekt.
„Glücklich, aber verdient“ nannte Thomas Simmeit den Triumph in der Höhle des Löwen. „Wir wurden diese Saison mehrmals unter Wert geschlagen, trotzdem bin ich mit dem Saisonverlauf zufrieden“, bilanzierte der Trainer. Denn: „Wir haben gesehen, dass wir mithalten können.“ Bis September ist nun Pause, dann beginnt schon die Vorbereitung aufs zweite Regionalliga-Jahr.
Da Straubing auf sein Aufstiegsrecht verzichtet (wie schon 2013), spielt nur Neu-Ulm um den Aufstieg in die 2. Liga. Gegner ist der „Vize“ der Regionalliga Mitte, Gießen Golden Dragons. − red/ow