Kung-Fu-Variante Jeet Kune Do neu im Programm des TV 1868
Burghausen. Die Klinge sieht bedrohlich aus. Gut einen halben Meter lang ist sie. Überaus scharf sieht sie aus. Kommt da ein Finger hin, ist er wohl ein bisschen kürzer. Meint man. Sepp Weindl weiß, dass es nicht so ist. Die Klinge ist stumpf. Dementsprechend unbeschwert packt er das Schwert am Griff und wirbelt es gekonnt durch die Luft – wie er es schon seit Jahren tut. Der Blondschopf mit den langen Haaren betreibt nämlich Nam Wah Pai, eine der vielen Arten des Kung Fu. Neu beim TV 1868 Burghausen ist aber Jeet Kune Do − ebenfalls Kung Fu, doch ganz anders.
So verschieden und doch eine Sportart: Sepp Weindls (l.) Art von Kung Fu, Nam Wah Pai setzt auf das Ästhetische und den Einsatz von Waffen, während Peter Waltners Variante, Jeet Kune Do, ein reines Selbstverteidigungssystem darstellt. – Foto: Nöbauer
Ein paar Meter neben Weindl hat sich Peter Waltner platziert. Er hängt gerade einen Boxsack auf und zieht sich seine Schoner an. Auch er betreibt Kung Fu, allerdings gibt es bei Peter Waltner kein Schwert und keine weiße Weste. Seine Art von Kung Fu, das Jeet Kune Do, kommt ohne Waffen aus und ist mehr auf Selbstverteidigung ausgerichtet.
Bei Jeet Kunde Do geht es nicht um die Ästhetik. Fast könnte man meinen, es handelt sich um zwei verschiedene Sportarten. Beides ist aber unter dem Begriff Kung Fu beheimatet. „Das kommt daher, weil sich diese Kampfkunst über Jahrhunderte in China entwickelt hat. Jede Familie hat dabei ihren eigenen Stil durchgesetzt“, erklärt Weindl. Die Hauptsäulen wie Respekt und Tradition sind jedoch für beide von immenser Bedeutung.
Während für Weindls Nam Wah Pai das Kunstvolle und Ästhetische eine Rolle spielt, kann dies bei Peter Waltners Jeet Kune Do vernachlässigt werden. „Wir sind eine formlose Kunst. Bei uns geht es eher darum, die guten Aspekte verschiedener Richtungen zu vereinen.“ Man sei rein auf Selbstverteidigung und den Schlag fokussiert. Wie dies am Ende aussieht, das spielt keine Rolle. „Wir machen hier keine Schnörkel, es wird der direkte Weg gesucht.“
Ab März können Interessierte diese Form der Kampfkunst bei Peter Waltner auch erlernen – die neue Abteilung Jeet Kune Do ist jüngst gegründet worden. „Ab 14 Jahren sind alle willkommen.“ Davor sei der Sport noch nichts, meint Waltner.
Schließlich kann es durchaus ein bisschen härter zur Sache gehen. Elemente vom Kickboxen fließen ins Training ein, genauso wie Inhalte von Taekwondo. „Wir werden verschiedene Bewegungsabläufe einarbeiten, bis diese ohne Denken funktionieren. Es ist ein reaktives Training“, erklärt Waltner. Wettkämpfe gibt es nicht, „es ist ein reines Selbstverteidigungssystem“.
Wie bricht man eine Kokosnuss? Bei Sepp Weindl und seinem Nam Wah Pai – seit 2009 im Programm des TV 1868 – ist das anders. Meisterschaften gibt es regelmäßig, sogar in mehreren Disziplinen. Bruchtests spielen da eine Rolle, zum Beispiel ob und wie man eine Kokosnuss klein kriegt, oder wie artistisch man Waffen schwingen kann. Dementsprechend vielseitig ist auch das Training: „Wir haben Formentraining, aber auch Waffen- und Abhärtungstraining.“ In Nam Wah Pai muss man als Sportler eigentlich schon ein kleiner Tausendsassa sein.
Und trotzdem sollte man schon so früh wie möglich starten. „Sobald die Kinder laufen und sich ein bisschen konzentrieren können, ist das möglich.“ Ein Kindertraining an sic,h gibt es beim TV 1868 zwar noch nicht, bei großen Interesse wäre aber durchaus eine neue Gruppe möglich, meint Weindl.− ala/pnp
Ein Probetraining von Jeet Kune Do gibt es am Donnerstag, 1. März, um 20 Uhr in der Maria-Ward-Turnhalle. Danach wird jeweils montags, 19.30 Uhr bis 21.30 Uhr, und donnerstags, 20 bis 22 Uhr, trainiert. Nam Wah Pai gibt es jeweils montags zur selben Zeit und freitags, 19.30 bis 21.30 Uhr. Infos auf www.tv1868.de