Kampf, Akrobatik, Spiel, Tanz, Musik und nicht zuletzt eine Lebenseinstellung – das ist Capoeira, ein afro-brasilianischer „Kampftanz“. In Brasilien belegt die Capoeira nach Fußball Platz Zwei der beliebtesten Sportarten. Im November 2014 hat die UNESCO Capoeira zum immateriellen Kulturerbe erklärt. Auf der ganzen Welt findet die Capoeira immer mehr Anhänger. In Burghausen feiert die Abteilung Capoeira Abada des TV 1868 heuer bereits ihr 10-jähriges Bestehen.
„Improvisation und Interaktion sind das Wichtigste im Capoeira-Spiel, es gibt keine vorgegebenen Abfolgen“, erklärt Trainerin Nadja Dorn oder „Graduada Rosa“, wie sie in der Capoeira-Gemeinschaft mit ihrem Spitznamen, dem „apelido“, genannt wird. „Capoeira ist ähnlich wie Schachspielen: Die Spieler versuchen, sich gegenseitig Fallen zu stellen, sich auszutricksen.“ Der Körper des Gegenspielers wird bei der Capoeira kaum berührt, meist sind Attacke, Gegenangriff, Finte und Abwehr eher spielerische Andeutungen. Gespielt wird die Capoeira zu Zweit innerhalb eines Kreises, der „roda“, im Rhythmus typischer Perkussionsinstrumente.
Harmloses Spiel oder blutiger Ernst?
Doch Capoeira war nicht immer ein harmloses Spiel: Ursprünglich wurde der Kampftanz vor etwa 400 Jahren in Brasilien von eingeschleppten afrikanischen Sklaven entwickelt. In den Plantagen trainierten die Sklaven Techniken der Selbstverteidigung, getarnt durch tänzerische Elemente und Musik. Geflohene Sklaven setzten ihre Kunst ein, um zu überleben. Im 19.Jahrhundert wandelte sich Capoeira zunehmend zum Straßenkampf krimineller Banden und wurde schließlich in Brasilien verboten. Erst 1937 wurde dieses Verbot aufgehoben und Capoeira als Sportart anerkannt. Sie wird fortan in Schulen, Vereinen und Universitäten unterrichtet.
ABADÁ Capoeira gilt als die weltweit größte Capoeira-Vereinigung
Seither hat sich der Kampftanz in unterschiedliche Richtungen entwickelt, heute gibt es eine Vielzahl an Formen, jede Gruppe hat ihren eigenen Stil.
Eine dieser Gruppen ist Capoeira Abadá. Die Abkürzung “Abadá” steht für “Associacao Brasileira de Apoio e de Desenvolvimento da Arte Capoeira” und heißt übersetzt “Brasilianische Vereinigung zur Unterstützung und Förderung der Kunst der Capoeira”. Diese Organisation betreibt Schulen in ganz Europa und veranstaltet auch Welt- und Europameisterschaften.
Auch in Burghausen wird Capoeira Abada trainiert. Zur Zeit betreut Nadja Dorn etwa 25 Mitglieder.
Ein Spiel für Alle
Capoeira ist unabhängig von Geschlecht, Alter oder Herkunft. Es ist die Freude sich zu bewegen, seinen Körper kennen zu lernen und zu beherrschen. „Meine ersten beiden Mitglieder waren ein 5-jähriges Mädchen mit seiner 62-jährigen Oma“, erzählt Nadja Dorn. Einige Elemente, wie die Akrobatik mögen nicht mehr für jeden geeignet sein, doch die Grundtechnik, Instrumente und Gesang sind für alle erlernbar. Musik und rhythmische Begleitung sind wichtige Bestandteile des „Jogos“, des Capoeiraspiels. Darüber hinaus verbindet Capoeira: Anfänger und Fortgeschrittene trainieren hier neben- und miteinander, die Gemeinschaft hat einen großen Stellenwert.
Überhaupt ist Capoeira für viele mehr als nur Sport, erklärt Graduada Rosa: „Man lernt die Sprache, die Kultur, fährt nach Brasilien. In Workshops knüpfen wir interkulturelle Kontakte. Man findet überall auf der Welt Freunde.“
Freunde hat die Capoeira vor 10 Jahren auch in Burghausen gefunden. Begonnen hat alles mit dem Auftritt der Münchner Capoeira Abadá Gruppe bei einer Sportgala im November 2004 in Burghausen. „Der Leiter der Abteilung JuJutsu beim TV 1868, Robert Rogger, war begeistert. Und so kam die Idee, das auch in Burghausen anzubieten“, erzählt Nadja Dorn. Seither hat die Capoeira-Gruppe schon bei zahlreichen Auftritten ihr Können bewiesen. Das Internationale Sommercamp, das vor fünf Jahren ins Leben gerufen wurde, hat sich als Fixpunkt im Veranstaltungskalender der Capoeira-Gemeinschaft etabliert.
Möglichkeit zum Probetraining: Ab Schulbeginn immer Freitag, 17 bis 18 Uhr Kinder ab 4 Jahre, 18 bis 20 Uhr Training Erwachsene Anfänger/Fortgeschrittene. Ort: Turnhalle Kammererschule, Mozartstraße 8 a.
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