Vom Bauhof in die Turnhalle

Heinz Hiermeier gibt Leitung der städtischen Einrichtung ab und übernimmt Hausmeisterposten

Burghausen: Ganz alleine sitzt Heinz Hiermeier an diesem Vormittag in seinem Büro am Empfang der städtischen Turnhalle St. Johann. Nur ein paar Quadratmeter mit Schreibtisch, Stuhl und Computer. Kein Radio, kein Gesprächspartner – Stille. Eigentlich komplett untypisch für den 57-Jährigen. Gaudi und Geselligkeit standen für den ehemaligen Burghauser Bauhofleiter schon immer im Vordergrund: Seine Leute sollen Spaß haben bei der Arbeit. Dazu steht er nach wie vor. Für ihn selbst hat er jedoch einen anderen Weg finden müssen. Gesundheitliche Gründen haben ihn dazu bewogen: „Es hat ruhiger werden müssen.“ Deshalb hat er das emsige Treiben des Bauhofs hinter sich gelassen, um sich fortan als Hausmeister um die Sportanlage in der Altstadt zu kümmern.

Einmal flog sogar der Hammer
„Des war bestimmt da Hiermeier!“ Wie oft hat der gebürtige Raitenhaslacher diesen Satz in seinen gut 35 Jahren beim Bauhof nur gehört? Er kann es nicht mal annähernd zählen. „Wir hatten immer viel Spaß bei der Arbeit, haben zusammen so viele lustige Dinge erlebt.“ Kleine Streiche, größeren Unfug. Und nicht selten war Heinz Hiermeier der Ursprung dafür. Er, der das Gegenstück zum typisch strengen Chef ist. Er, der die Philosophie vertritt: „Es geht nur mit Gaudi.“ Er, bei dem auch schon vor vielen Jahren mal ein Hammer durch die Werkstatt geflogen ist, weil ein Streich schiefgelaufen ist, wie er heute lachend erzählt.

Oftmals war Albert Günthner, sein Ende 2018 verstorbener Vorgänger als Bauhofleiter, „Opfer“ seiner Streiche. Das war aber nie böse gemeint, versichert er. Schließlich verband die beiden auch privat eine tiefgreifende Freundschaft. „Als er 2005 Leiter und ich sein Stellvertreter wurde, hat er gemeint: ,Das mit dem Blödsinn machen muss aber aufhören‘“, erinnert sich Hiermeier. Da habe er ihm gesagt: Lieber nehme er den Posten nicht an, als dass er sich selbst kaputt machen lasse. „Das hat er akzeptieren und büßen müssen“, meint er und lacht. Heinz Hiermeier ist ein Mann, der seinen Prinzipien treu bleibt.

 

Und einer, der in der schwersten Stunde einen großen Dienst geleistet hat. Es war 2018, als es um ihn selbst aufgrund eines medizinischen Notfalls nicht gut stand. „Ich bin danach auf Reha gekommen. Zurück in Burghausen haben sie gesagt, dass Albert Krebs hat.“ Dabei stand gerade der Umzug des Bauhofs in die neue Lindacher Heimat an. „Mir wurde gesagt, ich soll nur organisieren. Heben durfte ich ja vom Arzt aus nichts. Das wäre nicht gegangen.“ Weil alle angepackt und zusammengeholfen haben, hätte es funktioniert. Zusammen mit Günthner hat man im September 2018 noch die offizielle Schlüsselübergabe gefeiert, zwei Monate später erlag dieser der heimtückischen Krankheit; sein langjähriger Freund Heinz Hiermeier übernahm den Leitungsposten.

Erfahrung hatte der 57-Jährige genug. Lange Jahre hat er in der Bauhof-Werkstatt gearbeitet, dort unter anderem drei Brunnenabdeckungen aus Edelstahl, die sich Altbürgermeister Hans Steindl einst eingebildet hatte, gefertigt. Viele Jahre war er als Winterdienst-Fahrer in Raitenhaslach unterwegs, viele Jahre ohne Ersatzfahrer. „Wenn du da krank wirst, ist das schlecht.“ Hiermeier wurde es nicht, er saß immer in seinem Fahrzeug.

Doch die stressige Arbeit als Leiter des Bauhofs war auf Dauer nichts für die angekratzte Gesundheit. Deshalb suchte er vergangenes Jahr Gespräche mit der Stadt – und bewarb sich auf die Stelle als Hausmeister für die Sportanlage St. Johann. Natürlich sei man nicht ganz glücklich gewesen, erinnert er sich an die Gespräche. Doch man habe angesichts der Beweggründe seinem Wunsch entsprochen. Peter Schweikl folgt ihm als Leiter des Bauhofs nach.

Gesundheitliche Gründe für Abgang
Sich um alles, was rund um die Anlage passiert, zu sorgen, ist aber nicht Hiermeiers einzige Aufgabe: „Ich kümmere mich auch um die elektrischen Schließanlagen städtischer Gebäude“, sagt er. Ausmessen, organisieren, einbauen – alles sein Revier. Nach und nach wolle man alle Gebäude durchgehen und sehen, wo der Einbau sinnvoll ist. Mit Mähen, Schneiden und Duschen entkalken eine gute Kombination, findet Heinz Hiermeier. Den Winter über ist es zwar ziemlich ruhig, aber Richtung Frühling geht es dann rund – und der Geselligkeits-Faktor steigt wieder. PNP/Alexander Nöbauer