„Das ist Leistungssport“

20 Jahre Cheerleading – Vorbereitungen für die Südbayerische Meisterschaft in einer Woche laufen auf Hochtouren – Mittwoch ist Generalprobe

Burghausen. Mit dem Rücken zur Sprossenwand der Hans-Stethaimer-Turnhalle stehen drei junge Frauen. Mit beiden Händen suchen sie Halt, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren, denn nur einer ihrer Füße steht auf dem Boden. Der andere ragt fast im 180-Grad-Winkel in die Luft während eine Partnerin den Fuß weiter in Richtung Sprossenwand drückt. Jetzt heißt es: Halten. Nicht die Luft anhalten, sondern die Spannung. Und ganz nebenbei plaudern über Gott und die Welt.

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Synchron und als V ausgerichtet tanzen die Burghausen Magics.                                               – Foto: Kallmeier

 

Körperspannung, Ausdruck, Beweglichkeit und Ausdauer – wer Cheerleader werden möchte, muss von alledem etwas mitbringen. Das Image von Pom-Pom schwingenden Mädchen aus amerikanischen Teenager-Filmen, die beim Football-Spiel ein bisschen hin und her hüpfen und die Spieler anfeuern, ist völlig überholt, sagt Trainerin Melanie Schwab, die früher selbst Cheerleaderin war. „Das ist ein absolutes Vorurteil. Bei uns ist das Leistungssport.“ Auch bei den Outfits passt sie auf, dass nicht all zu viel gezeigt wird, gerade bei den Jüngsten. „Bauchfrei gibt es bei ihnen nicht“, betont sie.
In Burghausen gibt es seit nunmehr 20 Jahren Cheerleading als Leistungssport – sowohl für Jungen als auch für Mädchen, auch wenn es immer noch schwierig ist, Männer davon zu überzeugen, so Schwab. Zurzeit bereiten sich mit den Jüngsten, den Peewees, der Jugendmannschaft und den Seniors „Burghausen Magic united“ gleich drei Teams auf die Südbayerische Meisterschaft vor, bei der sie nächste Woche ganz oben auf dem Treppchen stehen wollen – mal wieder. Viermal sind die Seniors bereits Bayerischer Meister gewesen. Die Jugendmannschaft konnte sich 2008 sogar als achter bei der Europäischen Meisterschaft platzieren, 2012 belegte sie bei der Süddeutschen Meisterschaft den zweiten Platz.

Von der Bühne der Stethaimer-Turnhalle aus hat Melanie Schwab, die zusammen mit Martha Resch die Cheerleader trainiert, freie Sicht auf ihre Schützlinge. Am laufenden Band springen die Mädels in die Luft und ziehen dabei abwechselnd ein Bein bis zum Ohr in die Luft. Die rot-weißen Schleifen am Pferdeschwanz, die zum Outfit gehören, wackeln dabei keinen Millimeter. Weiter geht das „Einspringen“, dieses Mal gehören beide Beine in die Luft – als V nach vorne gestreckt. Dabei haben die Damen so viel Schwung drauf, dass glatt eine Abdeckung sich kurz aus dem Boden
hebt.

Mit viel Arbeit zum Erfolg

Nach jeder Einheit sind die Damen leicht aus der Puste. Doch das macht nichts, denn vor den Erfolg haben die Götter bekanntlich den Schweiß gesetzt. Dreimal die Woche wird vor der Meisterschaft zweieinhalb Stunden lang trainiert. Die Kondition muss passen, denn die Choreografie, bestehend aus den Elementen Tanz, Sprung, Pyramide, Bodenturnen und Stunts, die sie am 23. März der Jury zeigen sollen, kann bis zu 2 Minuten und 30 Sekunden lang sein. Und während heute die Anstrengung noch auf den Gesichtern zu sehen sein darf, muss nächste Woche ein Lächeln überwiegen.

„Fällt jemand auf den Boden, gibt es 20 Liegestützen“, motiviert Melanie Schwab ihr Team. Das Training der Pyramiden steht an. Auf Kommando heißt es für einige der Mädchen, sich grazil auf einem Bein stehend in die Luft heben zu lassen, das Gleichgewicht zu finden und das andere Bein in die Höhe zu strecken – ohne herunterzufallen. Die ersten Versuche sehen noch etwas wackelig aus. Mit den Armen oder aus den Fußgelenken wird versucht auszugleichen – mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg. „Du musst fest stehen bleiben. Das Ausgleichen übernehmen die anderen am Boden“, versucht Melanie Schwab zu helfen.

Das Team befinde sich zurzeit im Aufbau, erzählt die Trainerin. Vor zwei Jahren ist die Jugendmannschaft zu den Seniors gekommen und muss sich nun nach und nach zusammenfinden, um auch dort zu bestehen. „Eine Senior-Mannschaft zu halten ist schwierig. Fürs Studium gehen viele weg“, sagt Schwab. Das jüngste Mitglied der jetzigen Seniors ist 15 Jahre alt. Bei der Südbayerischen Meisterschaft am nächsten Wochenende gehen mit den Peewees sowohl die jüngsten als Jugend- als auch die Senior-Mannschaft an den Start.

Während die Hebeelemente noch etwas Übung bedurften, sieht es beim Tanz sehr gut aus. Synchron und ausdrucksstark sind die 19 Mädels und vier Jungen bei der Sache. Auf den Punkt kommen sie zur Musik, so dass die Trainerinnen wenig Kritik üben. Flugs geht es weiter zur nächsten Übung – die Meisterschaft kann kommen.

Am kommenden Mittwoch, 19. März, präsentieren die Burghausen Magic united ihre Meisterschaftschoreografie in einer öffentlichen Generalprobe. Los geht es um 18.30 Uhr in der TV Turnhalle St. Johann