Bei Barbara Lehmann lief es immer bestens

Ausnahmesportlerin ist jetzt in Landshut gestorben – Auch im Ehrenamt setzte sie beim TV Zeichen

Burghausen. Weltmeisterin und und Europameisterin ist sie geworden und noch heute ist ihr deutscher Rekord im 800-Meter-Lauf von 2:21,05 Minuten in der Altersgruppe 50 Jahre ungebrochen: Barbara Lehmann hat Burghausen in der Welt des Sport bestens vertreten. Und darüber hinaus engagierte sie sich auch für andere – als Trainerin und Abteilungsleiterin im TV 1868.  

                                                                 alt

Als Läuferlegende bleibt Barbara Lehmann den Burghausern in Erinnerung, hier beim Brückenlauf.     – Foto: TV1868

Ihre sportlichen Gesamtleistungen werden noch lange unerreicht bleiben, ein langes Leben war Barbara Lehmann indes nicht vergönnt. Am 11. Januar starb sie mit 71 Jahren in Landshut, am Wohnort ihres Sohnes Torsten. Der hatte sie zu sich geholt, nachdem Barbara Lehmann vor einem guten halben Jahr beim Joggen auf dem Weg nach Emmerting von einem Motorrad angefahren worden war und sie nach Operation und Narkose unter einer rasch fortschreitenden Demenz litt, an deren Folgen sie jetzt gestorben ist.

 

Sport war ihr Leben, Sport hat sie immer gern gemacht und war vielseitig wie kaum eine andere. Aufgefallen war ihr Talent schon im Kindesalter in Kiel, wo sie auch geboren wurde. Ihr Sohn Torsten erzählt: “Meine Mutter hat beim Schlagball werfen im Schulsport einmal ein Kirchenfenster eingeworfen. Denn ihr Ball flog über den Sportplatz hinaus und erreichte eine benachbarte Kirche.” Wenig später wurde sie Deutsche Jugendmeisterin im Speerwurf und gehörte in den 60er Jahren im 800-Meter-Lauf mit 2:11,4 zu den Besten, war 1963 Vierte der Universiade, der Weltsportspiele der Studenten.

Angesichts ihres Talents lag es nahe, ihr Hobby zum Beruf zu machen. Barbara Lehmann studierte Sport und Mathematik, wurde Lehrerin und Mutter. Sie legte eine längere Wettkampfpause ein. Unterrichtet hat sie noch bis vor acht Jahren in Freilassing.I

m Jahr 1982 zog die Familie nach Burghausen und zugleich startete Barbara Lehrmann ihre zweite sportliche Karriere. Dabei ließ sie nun das Werfen bleiben und konzentrierte sich auf Mittel- und Langstreckenläufe. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. Sie wurde Weltmeisterin über 5000 Meter in der Klasse W45 und zweifache Europameisterin der W40 über 5000 Meter und der W45 über 1500 Meter. Daneben sammelte die Sportlerin des TV 1868 Burghausen zahllose nationale Titel, lief zunehmend auch längere Distanzen wie Marathons und Halbmarathons. So erreichte sie zum Beispiel noch vor vier Jahren in Mallorca beim Halbmarathon eine Zeit von 1:49,19 Stunden.

Darüber hinaus war Barbara Lehmann auch ehrenamtlich aktiv für den Verein. 21 Jahre lang war sie Abteilungsleiterin der Sparte Leichtathletik und von 1982 an Übungsleiterin des Jedermann- und Knabenturnens.

Beliebt war Barbara Lehmann wegen ihrer treffenden Worte und ihrer direkten Art. TV-Vorsitzender Norbert Stranzinger erzählt eine Anekdote: “Barbara Lehmann kam etwas verspätet zur Hauptversammlung des Vereins, meiner ersten als Vorsitzender. ,Grüß dich Norbert’ rief sie, winkte mir zu, alle Augen auf sich ziehend. Zugleich lehnte sie sich an die Wand – erwischte den Lichtschalter und alles war finster. ,So bin ich halt’, kommentierte sie trocken.”

Viele in Stadt und Verein erinnern sich gern an die Läuferin, die mit ihren beschwingten Schritten von hinten leicht mit einem Teenager verwechselt werden konnte. Es gibt viele Geschichten über sie und den Sport. Leider werden nun keine neuen mehr hinzukommen. Am Freitag wird sie in Landshut zu Grabe getragen. − rw / Burghauser Anzeiger