Zwei Neueinsteiger der Burghausen Crusaders berichten von den ersten harten Wochen
Burghausen. Raus geht’s mit Gebrüll. Wo früher noch ein bisschen Rauch und gar etwas Pyro dabei war, sind es jetzt nur die Mannen selbst und ihre Flagge. Aber auch das ist imposant genug. Die allermeisten kennen jene “alte Zeit” gar nicht mehr – sie sind Neulinge aus der eigenen Jugend oder Neueinsteiger. Das Gesicht des American-Football-Teams des TV 1868 Burghausen hat sich über die Corona-Pause stark verändert, viele haben den Verein verlassen, der in die unterste Liga abgestürzt ist. In der schweren Zeit hat er aber auch dazu gewonnen: Philipp Hinterberger und Max Gierlinger gehören zu den neuen Gesichtern – und für sie war der Start ihrer Football-Karriere ganz sicher der richtige Schritt, betonen beide.
Das erste Viertel ist schon ein paar Minuten alt. Für die Burghausen Crusaders ist es am Samstag der erste Heimspieltag seit drei Jahren. Obwohl sie nurmehr in der Aufbauliga spielen, sind wieder gut 200 Fans in den Sportpark St. Johann gekommen. Die Crusaders stehen kurz vor der Endzone des Gegners, der Hartkirchen Celtics. Quarterback Chris Hausperger sagt den Spielzug an – und übergibt dem Läufer Philipp Hinterberger den Ball. Der Burgkirchner klemmt sich das lederne Ei unter die Arme, schlägt ein paar Haken und läuft in die Endzone – Touchdown, 6:0. “Es hätte heute echt nicht besser laufen können”, sagt Hinterberger nach dem Spiel freudestrahlend. Für ihn war es erst der zweite Einsatz im American Football überhaupt, der erste als Starter. “Für das ist es übelst gut gelaufen.”
Dabei geht die Football-Karriere des 28-Jährigen noch gar nicht so lang. “Ein Freund, der selbst aktiv ist, hat mich angesprochen und gemeint, ich solle vorbeikommen, weil sie Leute suchen.” In seiner sportlichen Vita waren bis dahin Fußball und Bergsport vermerkt, von dem harten Kontaktsport keine Spur. “Aber ich habe schnell Gefallen gefunden.” Dabei sei vor allem der Anfang gar nicht einfach: “Du bekommst einen Ordner, in dem alle Spielzüge aufgelistet sind. Die musst du können. Du musst wissen, wann du wo zu stehen und wie zu laufen hast.” Ein bisschen wie Hausaufgabe in der Schule. “Alle Mannschaftskameraden sind aber total gut drauf und nehmen dich bei der Hand. Die erklären dir das auch zehn, 20 Mal. Man muss einfach nur nachfragen.”
Diese Erfahrung hat auch Max Gierlinger gemacht. Seine große Stunde auf dem satten Grün in St. Johann schlägt unter anderem immer dann, wenn sein Team gepunktet hat. Dann liegt es an ihm, dem Kicker, den Extrapunkt zu verwerten. “Wir haben das im Training mal ausprobiert, weil wir niemanden auf der Position hatten”, erzählt der Kirchweidacher. Er habe dabei am besten abgeschnitten. Vielleicht wegen seines Fußball-Hintergrunds? “Schon möglich”, meint er und lacht. Auch der 25-Jährige erinnert sich noch daran, als er am Anfang heillos überfordert von den ganzen taktischen Anweisungen auf dem Platz stand. “Am besten lernt man aber ohnehin alles beim Spielen selbst.” Ein bisschen müsse man sich aber dennoch zu Hause hinsetzen und studieren. Einfach nur Football im Fernsehen schauen? “Damit kommt man nicht weit”, weiß Max Gierlinger. Sechs von sieben Extrapunkten verwandelt er am Ende, eine mehr als ordentliche Quote. Die Crusaders gewinnen am Ende 48:7 – und sind dennoch weiter auf der Suche nach neuen Spielern. “Einfach vorbeikommen und mitmachen”, sagen die beiden. Trainings finden immer dienstags und freitags ab 19 Uhr auf dem TV-1868-Gelände statt. Bericht und Foto: Alexander Nöbauer/Burghauser Anzeiger